Standortvorteil Grünstrom – der Schatz vor der Haustür im Osten Deutschlands
Shownotes
Bis 2030 soll 80 Prozent des deutschen Stroms aus regenerativen Energiequellen stammen. Eine Schlüsselrolle für den Erfolg der Erneuerbaren spielt Ostdeutschland. Warum, verrät Stephan Lowis von der EnviaM-Gruppe.
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Stephan Lowis (Envia M): Gerade auch für uns als ostdeutsches Unternehmen. Wir sitzen tatsächlich auf einem Schatz, der ist heute schon da. Nämlich ganz viel grüne Energie, die heute schon produziert wird.
Station Voice: So klingt Wirtschaft. Zukunftsthemen für Unternehmen. Jeden Mittwoch sprechen wir mit Entscheiderinnen über die Herausforderungen und Trends in ihrer Branche. Mit jeder Menge Insights und neuen Denkanstößen aus der Wirtschaft für die Wirtschaft.
Matthias Rutkowski (Host): Liebe Zuhörenden, in den vergangenen Wochen sind Sie vielleicht bei vielen von uns in die Briefkästen geflattert oder digital im E Mail Postfach gelandet. Die Nebenkostenabrechnungen unserer Energieanbieter Strom ist essenziell wichtig für unser Leben. Privat als auch beruflich. Und wenn wir uns mal das ganz große Ziel anschauen, dann soll 2030 etwa 80 % unseres Stroms in Deutschland aus erneuerbaren Quellen stammen. Und natürlich soll Strom auch weiterhin bezahlbar bleiben. Wie können Unternehmen dieses Vorhaben jetzt unterstützen? Wie kommt der Ausbau erneuerbarer Energien durch die aktuellen politischen Ereignisse überhaupt vorn? Darüber reden wir in dieser Folge.
Station Voice: Warum ist das wichtig?
Matthias Rutkowski (Host): Bisher sind erneuerbare Energien in Deutschland auf dem Vormarsch. 2023 betrug der Anteil von Wind, Solar, Biogas und Wasserkraft Energie in Summe 56 % am deutschen Strommix. Das ist ein Anstieg von 6,7 % gegenüber 2022. Konventionelle Energieträger wie Öl und Gas dagegen wurden fast 28 % weniger in Strom umgewandelt. Windkraft hat am deutschen Strommix den größten Anteil. Danach kommt Biogas und Platz drei belegt Photovoltaik. Wenn wir auf die Länderebene schauen, sind Bayern, Nordrhein Westfalen und Baden Württemberg Spitzenreiter beim Ausbau von Solaranlagen. Bei Windenergie führen Schleswig Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg Vorpommern. Kein Wunder, denn an den Küsten und auf dem Meer können sie riesige On und Offshore Windparks bauen. Nachgehakt Und was Unternehmen tun können, Wie der Ausbau vorankommt und weitere Insights zum Thema erneuerbare Energien. Die gibt uns in dieser Folge Stefan Lowis. Stefan ist Vorstandsvorsitzender der Envirem, die zur Eon Gruppe gehört. Das ist ein Energieversorgungsunternehmen, das sowohl Energieerzeugung, eigene Netze und Kunden hat und damit einen gesamt umfassenden Überblick hat. Stefan, habe ich alles richtig eingeordnet oder habe ich irgendwas vergessen?
Stephan Lowis (Envia M): Also erst mal herzlichen Dank für die Einladung. Fast. Wir haben auch noch Gas Netze, Also von daher wir haben das komplette Paket im Unternehmen. Aber Podcasts mache ich nicht so häufig in meinem beruflichen Leben und ich bin gespannt, worüber wir heute reden.
Matthias Rutkowski (Host): Zu deinem beruflichen Leben gehört einfach das Thema Energie und wir reden über erneuerbare Energien. Wie siehst du den aktuellen Trend bei den Erneuerbaren in Deutschland?
Stephan Lowis (Envia M): Also wir stehen tatsächlich vor einem großen, großen Ausbau der Erneuerbaren. Du hast ganz viele Zahlen genannt. Ich fasse mal zusammen Wir werden gerade überrannt mit Netzanschluss anfragen und wirklich überrannt. Eine Zahl ergänze ich mal Dieses Jahr haben wir allein 64.000 Anfragen für unser Netz gehabt, um sich dort anzuschließen. Windparks, Solaranlagen auf Dachanlagen, aber auch ganz normale Stromanschlüsse, wenn man ein Haus bauen.
Matthias Rutkowski (Host): Und wer euch jetzt nicht kennt ihr. Wo ist euer Geschäftsgebiet?
Stephan Lowis (Envia M): Genau, Unser Hauptsitz ist Chemnitz. Wir arbeiten aber wenn ich mal rein auf Netzgebiet schaue, in vier Bundesländern, dass es Sachsen, Sachsen, Anhalt, Brandenburg und auch ein kleines Stück von Thüringen.
Matthias Rutkowski (Host): Also der Schwerpunkt vor allem Ostdeutschland, ausschließlich Ostdeutschland. Nun müssen wir aber auch ganz ehrlich sagen Erneuerbare Energien beschäftigen uns jetzt nicht erst seit beispielsweise dem Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine, sondern schon wesentlich länger. Ich habe sie in Zahlen genannt Es geht trendmäßig bergauf. Aber du hast es auch schon gesagt Wir haben so ein kleines Problem mit den Anschlüssen. Die Erzeugung scheint mir im Moment nicht so der große Punkt zu sein, wo der Schuh drückt.
Stephan Lowis (Envia M): Wenn man zurückschauen so richtig angefangen hat im Jahr 2000, da hat die Reise gestartet, auf ganz kleiner Flamme. Du hast in der Anmoderation das 80 % Ziel genannt. Wir sind bei 56 %. Da ist noch ein Stück zu gehen. Jetzt sind wir mal ganz ehrlich, ob das im 2029 oder 2031 erreicht wird, das ist mir ein bisschen egal. Aber der Weg ist der richtige. Und wir merken auch, dass viele Kunden eben diesen Anschluss an diese, an diese erneuerbaren Energien suchen.
Matthias Rutkowski (Host): Woran merkt ihr, dass das Kundenaktiv das vor allem fordern oder wollen?
Stephan Lowis (Envia M): Ganz einfach Die müssen sich an unsere Netze anschließen. Stromnetze sind einfach nur einmal da. Das macht keinen Sinn, ein zweites Stromnetz aufzubauen. Das ist einfach zu teuer. Und alles, was elektrisch sozusagen erzeugt, muss sich an dem Stromnetz anschließen. Überrannt werden wir tatsächlich mit Netzanschluss anfragen, also Solar auf die Hausdächer, Solar in eine Freifläche, Wind in der Freifläche. Das ist etwas, was wir sehr stark aktuell wahrnehmen.
Matthias Rutkowski (Host): Nun können wir natürlich sagen Klar, der Trend zeigt nach oben. Es geht bergauf, wir sind sozusagen auf dem Weg. Der Weg ist das Ziel. Es könnte natürlich aber auch schneller vorangehen. Welche 2 bis 3 Hürden siehst du denn immer noch?
Stephan Lowis (Envia M): Ich sag was zu den Hürden. Und ich sag gleich auch noch mal was zu unserem Netzgebiet, weil wir haben das 80 % Ziel in unserem Netzgebiet schon erreicht. Klingt.
Matthias Rutkowski (Host): Ist aber scheinbar so.
Stephan Lowis (Envia M): Klingt komisch, ist aber so. Was hindert uns gerade? Ich mach es mir einfach. Viele Leute, die sozusagen ein Solarkraftwerk bauen in der freien Fläche, brauchen einen Anschluss. Punkt. Und leider sind viele Anschlusspunkte schon belegt. Die müssen größer werden, müssen mehr Strom aufnehmen an bestimmten Stellen, wo sie vorher keinen Strom aufgenommen haben. Netzausbau dauert lange, weil. Kannst ja vorstellen, so eine Leitung über Land, die baust du halt nicht in zwei Wochen, sondern da gehen mal locker vier fünf Jahre ins Land. Und das hindert uns gerade weil die erneuerbaren Energien dürfen sich überall anschließen, wo sie wollen, was auch okay war in der Vergangenheit. Heute kreieren sie dadurch ein Problem, weil sie immer dort sich nur anschließen, wo sie ein Grundstück bekommen. Und das ist dann nicht der beste Netzknotenpunkt. Und dann kann es sein, dass da kein Platz mehr ist, weil das Netz dort voll ist. Ein dauert es halt fünf Jahre und da müssen wir aus meiner Sicht effizienter werden sagen geht dahin, wo noch Platz ist. Einer der wesentlichen Treiber. Das zweite ist das Standardthema Planungs und Genehmigungsverfahren. Irre. Wahnsinnig, wirklich wahnsinnig, was wir alles machen müssen.
Matthias Rutkowski (Host): Hast du da ein Beispiel?
Stephan Lowis (Envia M): Eine frei Leitung über 30 Kilometer dauert zwölf Jahre.
Matthias Rutkowski (Host): Okay, in den zwölf Jahren kann vieles passieren.
Stephan Lowis (Envia M): Hast du Kinder? Guck mal, wie die. Wie die sich entwickeln in zehn, zwölf Jahren. Also, meine Tochter in zehn, zwölf Jahren hat ihre Schritte gemacht. Kann sie ungefähr ein Beispiel geben, was das für ein. Was das für ein langer Zeitraum ist?
Matthias Rutkowski (Host): Also wenn man einen Strich drunter machen müssen. Wir haben einerseits das Infrastrukturproblem, heißt zu wenig Zugangspunkte und dann eben Physikalisches. Heißt, wenn wir die ganzen erneuerbaren Energien zuleiten wollen ins Netz, ist es wie so ein Trichter, wo ganz viel Wasser rein, auf und irgendwann geht halt nur noch die bestimmte Menge durch, die durch dieses kleine Trichterloch geht und der Rest staut sich auf oder kommt da gar nicht dran.
Stephan Lowis (Envia M): Super beschrieben, Das ist genau das Problem und der Trichter ist manchmal so dünn, dass wir abriegeln müssen. Wir müssen dann Windkraftbesitzern sagen Du darfst heute nicht produzieren. Das Blöde dabei ist und jetzt kommt es volkswirtschaftlich blöd um die Ecke. Das Gesetz regelt, dass der Windmüller trotzdem entschädigt wird. Und das zahlen wir alle über unsere Stromrechnung. Und das ist mittlerweile ein Kostenfaktor. Der war vor 20 Jahren minimal, den hast du gar nicht gemerkt. Heute sind das 4 Milliarden € für Deutschland und die zahlen alle Stromkunden, also fast alle. Lass uns nicht über Ausnahmen reden, weil sonst kommen wir von Hölzchen aufs Stöckchen. Und da brauchen wir wirklich langsam eine Kurskorrektur, weil das geht so nicht mehr. Das ist auch eine Akzeptanz, ein Riesenproblem.
Matthias Rutkowski (Host): Wie sieht dein Vorschlag dafür aus, erst.
Stephan Lowis (Envia M): Mal dem Windmüller zu sagen, der sich neu anschließen will? Du folgst dem Netz und nicht das Netz folgt dir. Also heute ist genau umgekehrt. Wir folgen dem Windmüller. Wir müssen ja nicht sagen Jetzt mach mal halblang. Vergrößert nicht ein Problem, sondern geht dahin, wo noch Platz ist, um dich auch anschließen zu können. Und gerade in Großanlagen ist das ein großes, großes Thema mit deiner Aufstachanlage beispielsweise oder Balkonkraftwerk. Was du da einem Balkon beschreibst, kein Problem. Aber wenn wir 50 MW.
Matthias Rutkowski (Host): Megawatt.
Stephan Lowis (Envia M): Megawatt Danke anschließen, das ist ein großes Windkraft oder eine große Erzeugungsanlage, dann ist das ein Problem.
Matthias Rutkowski (Host): Nun gibt es natürlich dann auch Projektentwickler oder auch Unternehmen, die sagen Liebe Politik, mach mal bitte das Portemonnaie auf, wir möchten Fördergelder, Subventionen, damit sich da was tut.
Stephan Lowis (Envia M): Nee, so einfach wird es nicht funktionieren. Ich will mal raus, weil es ist eine Riesenchance Debatte gerade auch für uns als ostdeutsches Unternehmen. Weil wir sitzen tatsächlich auf einem Schatz, der ist heute schon da, nämlich ganz viel grüne Energie, die heute schon produziert wird.
Matthias Rutkowski (Host): Die norddeutschen Bundesländer, logischerweise. Da entsteht viel Windenergie. Wir haben an den Küsten die Anlagen und Offshore natürlich auf See. Jetzt hast du gerade so angedeutet, wie gut ihr bei der EM Ihr seht in Ostdeutschland großes Potenzial. Wo denn? Da zum Beispiel?
Stephan Lowis (Envia M): Ja, wir haben keine Küste da.
Matthias Rutkowski (Host): Jetzt schon.
Stephan Lowis (Envia M): Russen. Geografie aufgepasst. Dann siehst du in den Ländern, wo wir unterwegs sind, keine Küste. Aber wir haben viel Fläche und da entstehen Windparks und Solarparks und auch auf Dachanlagen usw. Ich kipp noch ein paar Zahlen jetzt rein. In unserem Netzgebiet wird heute mehr grüne Energie produziert als verbraucht wird, also rechnerisch das 1,3 fache. Das heißt, eigentlich sind wir ein Großkraftwerk mit unserem Netzgebiet und produzieren mehr als verbraucht wird. Das heißt, Leute, die sich die grüne Energie suchen und sagen wo kann ich mich denn da anschließen, können zu uns kommen. Und wir können sagen Guck mal, wenn du hier hingehst, dort wird im Überfluss produziert, löst du sogar ein Problem, weil du Netzausbau vermeidest. Du nimmst nämlich Strom ab.
Matthias Rutkowski (Host): Welche Energiequellen sind da dann führend?
Stephan Lowis (Envia M): Typischerweise Wind und Solar.
Matthias Rutkowski (Host): Obwohl ihr keine Küste habt?
Stephan Lowis (Envia M): Ja, also, ich fahr durchs Land. Du siehst ganz viele Windräder bei uns. Ein modernes Windrad hat sieben Megawatt an Erzeugungskapazität. Und das ist schon eine große Anlage. Wenn du mal zu Hause ein bisschen rechnest, deine Wohnung oder Haus, dann hast du so ein Durchschnittsverbrauch bei Strom vielleicht von drei 4000 Kilowattstunden im Jahr. Und damit kannst du schon ganz viele Haushalte betreiben.
Matthias Rutkowski (Host): Wenn du jetzt sagst, Ostdeutschland hat so einen Schatz an grüner Energie vor der Tür, was muss jetzt noch passieren abseits dieser Netzdebatten? Diskussionen, damit eben dieser Schatz auch gehoben wird?
Stephan Lowis (Envia M): Im Moment ist das Kampfprinzip im. Also du meldest dich an und wir müssen sozusagen nach der Reihe abarbeiten. Dann kommt aber irgendwann das Problem. An dem Netzknotenpunkt kann ich niemanden mehr anschließen. Vielleicht könnten wir da hinkommen und da braucht es eine Regelung oder eine Änderung auch in diesem Fall des Kampfes. Surfprinzip, dass wir sagen, na ja, wenn jemand kommt und dort produzieren will, also Strom abnimmt, ein Problem löst, dann lass uns den auch nach vorne ziehen. Also von Platz 13 auf Platz eins in sagt dann die Schließung als erstes dort an, weil wir haben da viel Strom. Wir müssen nicht weiter ausbauen und du kannst auch Zugang zu dieser grünen Energie bekommen.
Matthias Rutkowski (Host): Wie so eine Art Vorfahrtsrecht also.
Stephan Lowis (Envia M): Ja genau.
Matthias Rutkowski (Host): Oder Überholspur oder.
Stephan Lowis (Envia M): Überholspur. Aber das ist heute nicht möglich. Das dürfen wir auch nicht als Netzbetreiber.
Matthias Rutkowski (Host): Die Regeln macht natürlich die Politik. Jetzt müssen wir ehrlich sein Aus Deutschland hatten wir Wahlen. Da gibt es natürlich auch Tendenzen, die jetzt nicht gerade pro grüne Energie sind.
Stephan Lowis (Envia M): Nein, das stimmt, und das darf man auch nicht kleinreden. Was machen wir als Energieversorger dazu? Und ein Thema ist. Ich mache so was wie heute. Also darüber reden, Welche Chance steckt darin eigentlich? Was kann ich dadurch auch Gutes tun für eine Region? Wie kann die sich weiterentwickeln? Ich mache es mal konkret im Automobilzulieferer Bereich beispielsweise, da gibt es viele in Sachsen dann Käufer ist. Ich nenne jetzt mal eine Automarke, ohne dass ich jetzt dafür Werbung mache. Also Mercedes oder VW guckt natürlich in der Lieferkette. Wie viel CO2 Fußabdruck hat mein Lieferant? Und wenn du sagst mein ich produziere meine Waren mit grüner Energie null, also ist das ein Standort und Wettbewerbsvorteil und den kann man nutzen, das muss man, glaube ich, noch prominenter bewerben. Manchmal macht Ostdeutschland da keine gute Figur, weil ich finde, die Berichterstattung ist immer sehr schnell bei Problembeschreibungen über die Region. Das gibt es aber so viele Lösungen und das ist auch Teil meiner, ich will sagen Mission. Aber ich will dazu beitragen zu sagen Schaut mal anders drauf, denn da gibt es ganz viel Potenzial.
Matthias Rutkowski (Host): Eine Idee war ja auch, durch das sogenannte Bürgerbeteiligungsgesetz die Bürger oder die Kommunen an Erneuerbaren Energie Projekten wie so ein Windpark oder so eine Photovoltaikanlage, die großflächig angebracht wird, ja teilhaben zu lassen.
Stephan Lowis (Envia M): Genau.
Matthias Rutkowski (Host): Ist das zu wenig oder geht das an sich in die richtige Richtung? Nur ist falsch einfach kommuniziert worden?
Stephan Lowis (Envia M): Ich glaube, es geht in die richtige Richtung. Ich bin kein Freund von der These, schon alles in Geld zu und dann? Dann sind alle schon happy. Das ist auch nicht der richtige Weg, sondern wenn wir erklären, was mit diesem Windrad zum Beispiel vor Ort möglich ist, also Ansiedlung stattfindet oder eben ein Gewerbegebiet sich deshalb dort etabliert, weil dort Zugang zu grüne Energie ist, dann ist das eine Diskussion, die hat nicht unbedingt was mit Vergütung zu tun. Das Vergütungselement will ich auch nicht wegdiskutieren. Das ist auch für eine Kommune beispielsweise gut, weil sie sagt Na schaut mal in den Teilbetrag, beziehen wir von dem Windkraftbetreiber dort hinten und damit haben wir unseren Kindergarten gebaut. Manchmal ist es auch einfach Sinn und Zweck, Also zu sagen, weil dort Zugang zu erneuerbarer Energie ist, macht es Sinn. Denn dadurch entstehen die Arbeitsplätze in diesem Gewerbegebiet. Auch das ist Teil einer Lösung.
Matthias Rutkowski (Host): Und damit auch die Kosten im Zweifel.
Stephan Lowis (Envia M): Und damit auch Investitionskosten und Energiekosten. Weil Energiekosten ist für viele Unternehmen nicht für jedes, aber für viele Unternehmen schon ein relevanter Faktor.
Matthias Rutkowski (Host): Damit eben nicht dieses Stichwort Deindustrialisierung wahr wird.
Stephan Lowis (Envia M): Ja, und wenn du mich fragst Ich habe tatsächlich nein, ich will nicht sagen Angst. Aber es besteht schon eine gewisse Sorge auch bei Energieversorgern, dass wir in so eine Situation reinkommen. Und wenn man Kapitalflüsse sich anschaut, dann wird man wahrscheinlich sehen, dass viele Investitionen wahrscheinlich jetzt außerhalb von Deutschland getroffen werden. Und das sind die Dinge, die wir leider nicht so sehen, weil Investitionsentscheidungen keiner ans Schwarze Brett oder schnelles Internet, sondern das sehen wir in drei, vier Jahren, wo dann die Produktionskapazität entsteht.
Matthias Rutkowski (Host): Lass uns noch mal auf das Netz zu sprechen kommen, und zwar Je mehr erneuerbare Energien wir haben, desto abhängiger sind wir natürlich zum Beispiel von Wind, von Sonne, damit Energie gewonnen werden kann. Natürlich kommen dann immer viele, die sagen okay, wir brauchen die fossilen Energieträger als Backstop Lösung. Dadurch haben wir aber das Problem Wir haben Schwankungen im Netz.
Stephan Lowis (Envia M): Ja, manche werden mich dafür verhauen, wenn ich das jetzt zu locker abtut, nach dem Motto Macht euch alle keine Sorgen, das ist schon Tagesaufgabe. Also wir, wir müssen täglich sozusagen Handlungen im Netz vornehmen, mal hier abschalten und dort zuschalten, damit sozusagen das Licht nicht ausgeht. Bitte nicht falsch verstehen wir stehen nicht immer knapp vor einem Blackout. Das ist nicht. Es ist nicht die Botschaft.
Matthias Rutkowski (Host): Es gibt aber einige, die das machen.
Stephan Lowis (Envia M): Ich weiß, aber deshalb sage ich es auch. Also, wir stehen nicht knapp vor einem Blackout. Aber wir müssen jetzt wirklich jetzt Gedanken machen, damit die Investitionen ausgelöst werden. Und da brauchen wir Ersatzkapazität.
Matthias Rutkowski (Host): Und es ist natürlich auch so, Wenn ihr die Netze ausbaut, na klar, da investiert ihr, dann habt ihr natürlich auch Arbeiten, die dann gemacht werden. Plus Dann kommen diese Schwankungen noch hinzu, durch die zum Beispiel die Erneuerbaren. Wie synchronisiert man das so da bringt man das jetzt im Einklang überhaupt.
Stephan Lowis (Envia M): Da gibt es wirklich täglich Eingriffe im Netz, wo wir zum Beispiel wenn es starke Vintage sind, Windräder rausdrehen aus dem Netz, die dann nicht produzieren, weil wir sagen so, ihr braucht es gar nicht aktuell, damit das Netz in jeder Sekunde im Gleichgewicht ist. Es muss 50 Hertz haben, weil sonst wird es schwierig und wir drehen dann Windräder wieder rein, wenn wir sagen Nein, jetzt bauen wir mehr. Das ist aber ein Gesamtsystem Management, das wir nicht alleine machen, sondern mit Übertragungsnetzbetreiber, mit Kraftwerksbetreiber und mit Windkraftbetreibern. Das ist ein Gesamtsystem, was sich wirklich gut balanciert, was auch gut miteinander kommuniziert. Aber du kannst dir vorstellen, das ist schon ein komplexes Thema.
Matthias Rutkowski (Host): Also wie so eine Art dezentrales Netz, da kann ich mir das vorstellen, was was Losgelöstes von diesem einen Standort ist.
Stephan Lowis (Envia M): Wir kommunizieren unter den Netzbetreibern sehr eng miteinander mit den Kraftwerksbetreiber, sodass das Netz stabil bleibt. Und da spielen die Übertragungsnetzbetreiber eine ganz große Rolle.
Station Voice: Und jetzt der Gedanke zum Mitnehmen.
Matthias Rutkowski (Host): Welche Fragestellung, welchen Impuls oder welche These möchtest du zu unseren Zuhörenden im Anschluss an diese Folge mit auf den Weg geben? Worüber sollen sie vielleicht nachdenken?
Stephan Lowis (Envia M): Ich habe mal irgendwann gesagt Also von der Last zur Lust kommen bei der Energiewende. Die Zuschauerinnen und Zuschauer sollten mal schauen, Welche Chance steckt eigentlich da drin? Das ist etwas, was, wenn du beispielsweise Solar auf dem Dach hast, eine Wärmepumpe, eine Ladebox und du hast dann eine App und sie ist, was zu Hause passiert. Das ist interessant, weil du danach zum Beispiel deinen Verbrauch auch richten kannst. Du kannst damit spielen und mittlerweile gibt es technische Lösungen, auch klasse Apps, wo man diese Flexibilität, die da entsteht, nutzen kann. Du kannst damit auch deinen eigenen Energieverbrauch managen und auch deine Ausgaben managen, sogar Einnahmen generieren. Dann macht das Lust. Und da müssen wir hinkommen.
Matthias Rutkowski (Host): Also, liebe Zuhörenden, die Energiewende kann nicht nur eine Last sein, sondern eher eine Lust und sogar Spaß machen. Stefan, ganz vielen Dank für das Gespräch.
Stephan Lowis (Envia M): Gerne. Und es hat Spaß gemacht.
Matthias Rutkowski (Host): Und wir, liebe Zuhörern, hören uns kommende Woche wieder zu einer neuen Folge. So klingt Wirtschaft.
Station Voice: So klingt Wirtschaft. Haben Sie Fragen, Kritik oder Anmerkungen? Dann schreiben Sie uns gerne an. Podcast.at Handelsblatt Group com. Gefällt Ihnen, was Sie hören? Dann bewerten Sie uns gerne auf Spotify oder Apple Podcasts.
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