Zukunft im Fokus – verliert Europa den Anschluss?
Shownotes
Geopolitische Spannungen, steigende Energiekosten, Unmengen an Bürokratie und eine alternde Bevölkerung. Europa braucht Lösungen, um als Wirtschaftsstandort attraktiv zu bleiben. Was also tun?
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Transkript anzeigen
00:00:00: Meine große Sorge ist, dass wir
00:00:01: irgendwann mal das Venedig des 21.
00:00:03: Jahrhunderts werden und dass dann
00:00:05: alle kommen und sagen, schau,
00:00:07: das ist kein Wirtschaftsstandort
00:00:08: mehr, aber Wirtschaft stand dort
00:00:09: mal.
00:00:14: So klingt Wirtschaft.
00:00:15: Zukunftsthemen für Unternehmen.
00:00:18: Jeden Mittwoch sprechen wir mit
00:00:20: Entscheider:innen über die
00:00:21: Herausforderungen und Trends in
00:00:23: ihrer Branche.
00:00:24: Mit jeder Menge Insights und neuen
00:00:26: Denkanstößen.
00:00:27: Aus der Wirtschaft für die
00:00:29: Wirtschaft.
00:00:31: Liebe Zuhörenden, in dieser Folge
00:00:33: geht es um Attraktivität.
00:00:36: Keine Sorge, das wird jetzt hier
00:00:37: kein Beauty- oder Kosmetikpodcast,
00:00:39: sondern wir reden über
00:00:40: wirtschaftliche und standortbezogene
00:00:43: Attraktivität.
00:00:44: Denn schaut man in den Duden hinein,
00:00:46: dann lautet der Begriff oder die
00:00:47: Begriffserklärung für Attraktivität,
00:00:49: Anziehungskraft, Interesse wecken
00:00:51: und Anreiz zu senden.
00:00:53: Und genau das macht Europa ja als
00:00:55: Wirtschaftsstandort für Unternehmen.
00:00:57: Unternehmen sollen angeworben
00:00:58: werden, weil eben Europa der
00:01:00: sogenannte Place to be sein
00:01:02: soll für Innovationskraft,
00:01:03: wirtschaftliche Stärke und
00:01:04: Aufschwung.
00:01:06: Aber ist das angesichts von diversen
00:01:08: multiplen Krisen eigentlich immer
00:01:09: noch so? Wie attraktiv ist der
00:01:11: Standort Europa im Vergleich zu den
00:01:13: USA oder China?
00:01:14: Wo bremst sich die EU im Wettbewerb
00:01:16: aus und wo ist sie vielleicht
00:01:18: anderen noch ein Stück voraus?
00:01:20: Diese und weitere Fragen diskutiere
00:01:22: ich mit Dr. Harald Mahrer.
00:01:24: Er ist Präsident der
00:01:24: Wirtschaftskammer Österreich,
00:01:26: sozusagen das österreichische
00:01:27: Pendant, wie die IHK in Deutschland
00:01:29: ist. Ich sage Servus und hallo Herr
00:01:31: Dr. Mahrer.
00:01:32: Ein Hallo aus Wien.
00:01:34: Nachgehakt.
00:01:36: Herr Dr. Mahrer, in den USA sieht es
00:01:37: nach einer Rückkehr von Donald Trump
00:01:39: ins Weiße Haus aus.
00:01:40: China rüstet auf und beansprucht
00:01:42: immer aggressiver den Inselstaat
00:01:44: Taiwan für sich.
00:01:45: Russlands Angriffskrieg auf die
00:01:46: Ukraine dauert auch schon jetzt zwei
00:01:48: Jahre an und weltweit haben wir eine
00:01:50: angespannte Zinslage und
00:01:52: auch unterschiedlich hohe
00:01:53: Inflationsniveaus, die die
00:01:54: Wirtschaft beschäftigen.
00:01:56: Was sind jetzt aus Ihrer Sicht die 2
00:01:58: bis 3 größten Risiken für
00:02:00: den Standort Europa?
00:02:02: Vielleicht, sagen wir mal mit einer
00:02:03: positiven Grundbotschaft an, dass
00:02:05: die Unternehmen in Europa, in den
00:02:07: Mitgliedsländern der Europäischen
00:02:08: Union viel Kreativität,
00:02:11: Innovationskraft und eine extreme
00:02:12: Qualitätsorientierung im
00:02:13: internationalen Wettbewerb an den
00:02:14: Tag legen.
00:02:15: Das heißt, Sie haben in den letzten
00:02:16: Jahren Jahrzehnten dadurch
00:02:17: bestochen, dass Sie im
00:02:19: Wettbewerb zu anderen Betrieben
00:02:21: aus anderen Märkten bessere
00:02:23: Lösungen an die Kundinnen und Kunden
00:02:25: offerieren konnten.
00:02:27: Und das Ganze muss ich natürlich zum
00:02:29: fairen Preis machen, Also wenn man
00:02:30: so will für den Konsumenten, wenn
00:02:32: das Konsument drüber nachdenkt.
00:02:33: Das Preis Leistungs Verhältnis muss
00:02:34: stimmen.
00:02:35: Das ökonomische Grundprinzip.
00:02:36: Ja, das ist ein ökonomisches
00:02:37: Grundprinzip.
00:02:39: Wo wir aber vielfach der Meinung
00:02:40: sind, dass das vielleicht auf
00:02:41: europäischer Ebene ein bisschen aus
00:02:42: dem Fokus geraten ist.
00:02:43: Das eine Thema ist Wenn
00:02:45: ich viel produziere, dann spielt in
00:02:47: Zeiten wie diesen Energie eine
00:02:49: zentrale Rolle.
00:02:50: Ist ausreichend Energie für das
00:02:51: Produzieren in Europa sicher
00:02:53: verfügbar?
00:02:54: Und ist diese Energie auch leistbar?
00:02:57: Und die andere Frage, die ganz
00:02:59: zentral ist, ist natürlich Mit
00:03:00: welchen Arbeitskräften werden wir
00:03:02: das schaffen?
00:03:02: Und es gibt viele Länder rund um den
00:03:04: Globus, die sind von
00:03:06: der Demographie her, also von der
00:03:08: Bevölkerungsstruktur der
00:03:09: Bevölkerungspyramide, jünger
00:03:11: aufgestellt, als es Europa der Fall
00:03:12: ist. Ein Beispiel für Österreich
00:03:14: zu nennen Deutschland ist es nicht
00:03:16: viel anders.
00:03:17: Wir haben zurzeit rund 200.000
00:03:19: offene Stellen, die nicht besetzt
00:03:21: werden können.
00:03:22: Und es gehen es jedes Jahr mehr
00:03:24: Menschen in Österreich sagt man in
00:03:25: Pension, in Deutschland in Rente,
00:03:27: als Junge in den Arbeitsmarkt
00:03:28: eintreten. Ich habe jedes Jahr einen
00:03:30: Gap, der größer, größer, größer,
00:03:32: größer, größer wird.
00:03:33: Und das heißt insgesamt
00:03:34: zusammengefasst für Europa, was.
00:03:36: Mir fehlt vielleicht die günstige
00:03:37: Energie und die sichere.
00:03:39: Und mir fehlen die Menschen mit der
00:03:40: dementsprechenden Leistungsorientierung
00:03:42: und dem Leistungswillen, sich was
00:03:44: aufzubauen, die auch im
00:03:46: Wertschöpfungsprozess arbeiten.
00:03:47: Und da muss sich Europa echt den
00:03:49: Kopf zerbrechen, wie es da besser
00:03:50: damit umgeht und nicht und das ist
00:03:52: mein dritter Punkt.
00:03:53: Jede Woche, jedes Monat aufs Neue
00:03:55: eine Regulierung zu erfinden, einen
00:03:57: Bürokratie und Vorschriftwulst,
00:04:00: der tatsächlich unsere Betriebe
00:04:02: nicht nur in Österreich, in ganz
00:04:03: Europa wie ein enges Korsett
00:04:05: die Luft zum Atmen wegnimmt,
00:04:07: obwohl sich die Betriebe ja
00:04:08: eigentlich mit den zentralen
00:04:09: wirtschaftlichen Fragen beschäftigen
00:04:10: müssen.
00:04:11: Ich komme noch mal zum Anfang Ihrer
00:04:12: Antwort zurück, wo Sie gesagt haben
00:04:13: Wir haben in Europa eine Zeit lang
00:04:15: sehr, sehr viele Unternehmen gehabt,
00:04:16: die die Innovationskraft auch
00:04:17: wirtschaftlich auf die Straße
00:04:18: gebracht haben und auch wirklich für
00:04:19: Wohlstand gesorgt haben.
00:04:21: Was sind jetzt wirklich so die
00:04:22: Gründe, warum das plötzlich nicht
00:04:23: mehr funktioniert?
00:04:24: Liegt es wirklich jetzt nur an der
00:04:25: Regulator oder haben sich einfach
00:04:27: auch die gesamten Weltmärkte
00:04:28: geändert?
00:04:29: Also ich glaube, dass für Produkte
00:04:30: Made in Europe und ich sage, es ist
00:04:32: ganz speziell für Österreich, aber
00:04:33: auch für Deutschland zwei
00:04:34: industriell starke produzieren
00:04:36: starke, exportorientierte Nationen
00:04:39: sich die Rahmenbedingungen, was die
00:04:40: Qualität betrifft, nicht verändert
00:04:41: hat. Der Punkt ist aber Die müssen
00:04:43: auch für unsere Kundinnen und Kunden
00:04:44: leistbar sein, Wenn sich
00:04:46: Arbeit bei uns immer verteuert,
00:04:48: Energie immer verteuert und
00:04:49: Bürokratie mehr wird.
00:04:51: Auch das sind Kosten, dann
00:04:53: preise ich mich irgendwann mal aus
00:04:54: dem Markt hinaus.
00:04:55: So toll können meine Produkte gar
00:04:56: nicht sein.
00:04:57: Junge Betriebe, wo es nicht nur ein
00:04:59: Start up sein könnte noch andere
00:05:01: Betriebe sein, die das tolle Team
00:05:02: gründen wollen.
00:05:03: Das gründe ich mal, da schau mir das
00:05:05: an, aber zum Wachsen, da gehe ich
00:05:06: nach Korea, da gehe ich nach
00:05:08: Singapur oder vor allem jetzt wieder
00:05:09: ganz stark in die USA.
00:05:12: Diesen Betrieben mit einer Art
00:05:14: Gruppenstrategie deutlich
00:05:16: einfacher machen, als in Europa
00:05:18: wettbewerbsfähig zu sein und zu
00:05:19: wachsen. Das sollte eigentlich die
00:05:21: Alarmglocken klingeln lassen.
00:05:22: Das heißt, wenn ich sozusagen den
00:05:23: relativen Kostenvorteil in Europa
00:05:25: für mich nutze, um sozusagen erst
00:05:27: mal in den Markt reinzukommen, aber
00:05:28: dann merke ich fressen die Kosten ja
00:05:29: auf, dann ist der Drang relativ
00:05:31: schnell da, zu sagen, ich gehe jetzt
00:05:32: wegen des absoluten Kostenvorteil
00:05:34: ins Ausland, wo es einfach billiger
00:05:35: ist mit Sicherheit.
00:05:37: Und die Zahlen sprechen ja auch eine
00:05:38: eindeutige Sprache, wenn Sie sich
00:05:39: die deutsche Bilanz netto ansehen.
00:05:41: Investitionen in Deutschland und
00:05:43: Investitionen aus Deutschland
00:05:44: heraus, Ersatz und neue Investition.
00:05:46: Und in Österreich ist es genau
00:05:47: gleich.
00:05:48: Ich präsentiere dieser Tage erst
00:05:49: wieder eine große Standortstudie zum
00:05:51: Thema Abwanderung.
00:05:52: Dann sehen wir zum Ersten Mal seit
00:05:54: Jahrzehnten, dass mehr
00:05:56: Betriebe woanders hingehen als neue
00:05:58: zu uns kommen.
00:05:59: Und wenn das nicht alle Warnleuchten
00:06:01: aufblinken lässt, dann weiß ich
00:06:02: nicht.
00:06:03: Was kriegen Sie von den Unternehmen
00:06:04: mit, wenn es um das Thema
00:06:05: Abwanderung geht? Spielen da Kosten
00:06:07: wirklich immer die entscheidende
00:06:09: Rolle oder sind es auch andere
00:06:10: Faktoren?
00:06:11: Die Leute wollen Berechenbarkeit
00:06:13: haben. Jetzt sind alle Unternehmer
00:06:14: hart, die Rentnerinnen und Rentner.
00:06:15: Und die wissen doch alle, Das kann
00:06:16: man nicht auf den Punkt genau
00:06:17: berechnen. Aber eine Richtung, eine
00:06:19: ungefähre Richtung sollte man haben
00:06:21: Und man will daher keine
00:06:22: Regulatorien haben, die irgendwann
00:06:24: einmal einfach plötzlich Sprünge
00:06:25: generiert entlang des Weges.
00:06:26: Die machen alle Geschäftsmodell
00:06:28: Berechnungen dadurch zunichte.
00:06:29: Und bei der Regulator bleibe ich
00:06:30: dabei. Ich glaube es wurde ein
00:06:32: Bürokratiemonster geschaffen,
00:06:35: mit durchaus guter Intention.
00:06:37: Aber das dann umzulegen auf eine
00:06:40: riesige Anzahl von Betrieben, die
00:06:42: gar nie in der Lage sind,
00:06:44: so mit einem bürokratischen Aufwand
00:06:45: umzugehen, und wo ich wirklich
00:06:48: ihre wertvolle Arbeitszeit,
00:06:49: die sie eigentlich für ihre
00:06:50: unternehmerische Tätigkeit brauchen,
00:06:52: damit klaue.
00:06:53: Österreich sagt, man stehle,
00:06:55: wegnehme. Danke Ihnen durch den
00:06:56: vollkommen falschen Weg.
00:06:57: Haben Sie da ein Beispiel für.
00:06:59: Stichwort Lieferketten gesetzt, wo
00:07:00: wir jetzt nicht die intensive
00:07:01: Debatte haben?
00:07:02: Niemand von uns will, dass irgendwo
00:07:04: Kinderarbeit geleistet wird.
00:07:05: Aber kann ein kleiner Tischler
00:07:08: Betrieb nördlich von Wien
00:07:09: oder ein kleiner Elektronikbetrieb
00:07:12: irgendwo in der Nähe von München
00:07:14: sicherstellen, dass all seine
00:07:16: Zulieferbauteile, die er hat, oder
00:07:18: den Klebstoff, den er verwendet,
00:07:19: oder die Nieten, die er braucht,
00:07:21: entlang der gesamten
00:07:22: Wertschöpfungskette tatsächlich so
00:07:24: hergestellt wurden rund um den
00:07:25: Globus, dass sie all den Kriterien
00:07:26: entspricht, die wir uns im
00:07:28: Wunderland wünschen würden.
00:07:29: Und ihre Antwort lautet Nein.
00:07:31: Das ist doch normal ist eine
00:07:32: Aufgabe, die Staaten haben, die die
00:07:34: öffentliche Hand hat.
00:07:35: Zu sagen, Ich mache kluge
00:07:36: Handelsverträge mit klaren
00:07:38: Regulatoren und stelle so im
00:07:40: bilateralen Handel oder im globalen
00:07:41: Handel sicher, dass sich Länder mit
00:07:43: ihren Regelungen an bestimmte
00:07:44: Systeme zu halten haben.
00:07:46: Ich glaube es ein schönes Beispiel
00:07:47: zu sagen Da ist man ganz falsch
00:07:49: abgebogen und da müsste man wieder
00:07:51: zurück an den Staat.
00:07:52: Zurück an den Staat, heißt die
00:07:53: Politik. Wenn ich das richtig
00:07:54: verstehe, ist vor allem dann auch
00:07:55: gefragt. Denn bleiben wir mal bei
00:07:57: diesem Lieferketten Gesetz, da
00:07:58: bremst sich doch die EU selber aus
00:08:00: und lässt Wachstum liegen.
00:08:02: Also ich glaube Sie haben da
00:08:02: vollkommen recht.
00:08:03: Ich würde es mal so formulieren Wenn
00:08:05: im abgehobenen Elfenbeinturm
00:08:07: weit weg jeglicher
00:08:09: unternehmerischer oder auch
00:08:11: ganz realer Konsumentinnen und
00:08:12: Konsumenten Praxissysteme
00:08:15: etabliert werden und angedacht
00:08:16: werden, die den Elchtest der Praxis
00:08:19: nicht standhalten, die mehr
00:08:20: behindern, mehr verlangsamen
00:08:23: und mehr Freiraum nehmen, als sie
00:08:25: geben sollen, dann läuft was
00:08:27: falsch im System Europa.
00:08:28: Deswegen bin ich nicht gegen die
00:08:29: Union. Ich bin für eine starke, aber
00:08:31: für eine smarte Union mit einer
00:08:33: smarten Regulierung.
00:08:34: Das müssen wir ein bisschen präzisieren.
00:08:35: Was bedeutet für Sie smarte
00:08:37: Regulierung?
00:08:38: Die EU braucht den Slim Fit Kurs
00:08:40: vielleicht mal weniger ist mehr
00:08:42: als zentrales Motto weniger
00:08:44: Regulierung, aber dafür die
00:08:45: punktgenau, die exzellent gemacht
00:08:47: mit der Praxis überlegt und
00:08:49: nicht jedes Monat ein neues
00:08:52: riesen regulatorische Monster
00:08:54: durch das Dorf, durch das Land,
00:08:56: durch Europa schicken, das die
00:08:57: Betriebe tatsächlich erdrückt.
00:08:58: Und ich verstehe auch, dass dann
00:09:00: Menschen sagen Warum soll
00:09:02: ich das machen? Hat doch keinen
00:09:03: Impact. Bringt doch in der Praxis
00:09:05: nicht. Und wenn das Millionen von
00:09:06: Menschen in Europa sagen, dann
00:09:07: sollte man auf die Stimme der
00:09:08: Millionen von Menschen in Europa
00:09:10: hören.
00:09:10: Wie sähe dann Ihr Ansatz dafür aus?
00:09:12: Wie kommen wir zu diesem Punkt?
00:09:13: Wir sind in vielen Bereichen Fans
00:09:15: einer sogenannten Sunset
00:09:16: Legislation, also eine Regulierung,
00:09:18: die immer mal einen spezifischen
00:09:19: Zeitraum ausprobiert, die dann
00:09:21: automatisch wieder ausläuft.
00:09:23: Das würde dazu führen, dass man
00:09:24: diese regulatorische Evaluierung
00:09:26: immer wieder vornimmt.
00:09:28: Das ist die eine Geschichte und die
00:09:29: andere.
00:09:30: Man müsste einfach viel mehr Praxis
00:09:31: Tests im Entstehungsprozess
00:09:33: der Regulierung einbauen.
00:09:34: Ist das tatsächlich Klein und
00:09:35: Mittelbetriebe tauglich?
00:09:37: Also eine verpflichtende Abnahme
00:09:39: zu sagen? Kann man das einfach mit
00:09:41: einer vernünftigen Kosten Nutzen
00:09:42: Relation überhaupt umsetzen oder
00:09:44: ist es weit überschießend?
00:09:46: Und ich glaube, da gibt es eine
00:09:48: Reihe von Punkten, die man noch
00:09:49: angehen könnte und.
00:09:50: Welche zum Beispiel?
00:09:51: Man könnte auch mal ein
00:09:52: Regulierungsmoratorium ausrufen
00:09:54: und sagen Für den Zeitraum XY
00:09:55: implementieren wir jetzt mal gar
00:09:56: nicht mal was Neues.
00:09:57: Wie simulieren einfach die alten
00:09:58: Sachen, die wir am Tisch gelegt
00:09:59: haben.
00:10:00: Also ich glaube im globalen
00:10:01: Vergleich.
00:10:02: Sie haben China angesprochen, am
00:10:03: Anfang die USA.
00:10:04: Wir nehmen uns selbst
00:10:05: Bewegungsspielraum.
00:10:06: Und meine große Sorge ist, dass wir
00:10:07: irgendwann mal das Venedig des 21.
00:10:09: Jahrhunderts werden Und.
00:10:11: Dass dann alle kommen und sagen Yu,
00:10:12: schau, das ist kein
00:10:14: Wirtschaftsstandort mehr, aber
00:10:15: Wirtschaftsstandort.
00:10:17: Wenn Sie sagen, wir brauchen
00:10:19: Vorbilder.
00:10:20: Auf welche Länder oder an welchen
00:10:21: Ländern könnte sich die Europäische
00:10:23: Union hinsichtlich dieser
00:10:24: pragmatischen Wirtschaftspolitik und
00:10:26: Standortpolitik orientieren?
00:10:29: Also ich glaube, die USA sind in
00:10:30: bestimmten Bereichen sehr wohl viel
00:10:31: pragmatischer als wir.
00:10:32: Wenn man jetzt diesen Inflation
00:10:34: Reduktion EEG ansieht
00:10:35: und noch einmal Wir sprechen jetzt
00:10:36: nicht über einen Administration
00:10:38: unter Donald Trump.
00:10:39: Wir sprechen über eine
00:10:40: Administration unter beiden.
00:10:41: Die haben alle immer amerikanische
00:10:44: Außenpolitik mit amerikanischer
00:10:45: Außenwirtschaftspolitik verbunden
00:10:46: und haben das Prinzip America first
00:10:48: immer in ihrem politischen
00:10:50: Herzen getragen, egal, wer gerade
00:10:51: Präsident war.
00:10:52: Denen geht es darum zu sagen Wir
00:10:53: wollen einfach mehr Betriebsansiedlungen
00:10:55: in den USA haben es in Europa und.
00:10:56: Das merkt Europa ja aktuell beim
00:10:58: Thema Abwanderung.
00:10:59: Und die Zahlen sprechen dort eine
00:11:00: klare Sprache.
00:11:01: Man kann auch nach Singapur schauen,
00:11:02: man kann auch nach Südkorea schauen.
00:11:04: Beides Länder, die bei den
00:11:05: Innovationgliedern ganz vorne sind,
00:11:07: relativ gnadenlos sagen.
00:11:09: Innovation, Innovation, Innovation,
00:11:11: Forschung, Forschung, Forschung und
00:11:12: dann Die Transformation dieser
00:11:14: Ergebnisse in die Wirtschaft ist uns
00:11:15: wichtig.
00:11:16: Und wie machen die das.
00:11:18: Wenn sie in der Region ASEAN
00:11:21: investieren wollen?
00:11:22: Mit Singapurs zentralen
00:11:23: Hauptstützpunkt bietet Ihnen die
00:11:24: singapurische Regierung sogar ein
00:11:26: Unterstützungsprogramme an, wenn Sie
00:11:27: die Fabrik gar nicht in Singapur
00:11:29: bauen. Die haben viel zu wenig
00:11:30: Platz. Aber wenn Sie nach Vietnam
00:11:31: gehen wollen oder nach Malaysia oder
00:11:33: auf die Philippinen oder nach
00:11:35: Indonesien, dann unterstützen die,
00:11:36: weil ich sage, das ist für die Region
00:11:37: gut. Überlegen Sie sich sowas mal in
00:11:39: Europa, dass eine deutsche Regierung
00:11:40: sagen würde, sie US unternehmen,
00:11:42: wenn sie nach Europa kommen.
00:11:43: Wir unterstützen sie, wenn sie ein
00:11:45: Teil bei uns machen in Deutschland
00:11:46: oder wir unterstützen sie auch wenn
00:11:47: sie in Österreich das Werk bauen.
00:11:48: Das wäre undenkbar in Europa.
00:11:50: Ich wage zu sagen Halten Sie das für
00:11:51: realistisch? Denn gerade Deutschland
00:11:53: wird ja im Moment zum Beispiel sehr,
00:11:54: sehr stark Umtechriesen, Chipfirmen,
00:11:55: die werden ja auch sehr, sehr stark
00:11:56: subventioniert. Und dann hinzugehen
00:11:58: und zu sagen okay, du kannst ihren
00:11:59: Standort machen, aber denk doch auch
00:12:00: noch mal an die anderen.
00:12:01: Glauben Sie, das ist realistisch in
00:12:02: Europa?
00:12:03: Die Frage ist, ob Europa seinen
00:12:05: Subventionswettbewerb braucht
00:12:07: zwischen den Ländern oder ob das
00:12:08: nicht eher etwas sein sollte, wo wir
00:12:09: im europäischen Verbund Regelungen
00:12:11: nachdenken.
00:12:12: Wir müssen einfach alte Zöpfe
00:12:13: abschneiden, Dinge über Bord werfen,
00:12:14: die vielleicht in den 70er,
00:12:16: 80er und 90er Jahren gut waren,
00:12:18: vielleicht noch in den beginnenden
00:12:19: 2000 Jahren.
00:12:20: Aber wenn man nicht mit der Zeit
00:12:21: geht, dann heißt es so schön geht
00:12:23: man mit der Zeit. Und das gilt auch
00:12:24: für den Standort Europa.
00:12:25: Also kann Europa theoretisch auch
00:12:26: von Betrieben lernen.
00:12:27: Sie haben vorhin so skizziert Trial
00:12:29: and Error erst mal was versuchen.
00:12:30: Und wenn man merkt, na, da müssen
00:12:31: wir nachbessern oder Sachen
00:12:32: zurücknehmen, dann halt den Schritt
00:12:34: zurück machen, neu.
00:12:35: Das ist iteratives Vorgehen, was
00:12:36: Unternehmen ja viel auch machen,
00:12:37: wenn sie finowieren wollen.
00:12:39: Tatsächlich. Und ich will etwas, was
00:12:40: auch in der Politik wesentlich mehr
00:12:41: wünschen, viel mehr Piloten
00:12:43: verwenden.
00:12:44: Wir sind große Fans von Regulatory
00:12:46: Sandboxes.
00:12:47: Zonen schaffen, wenn etwas Neues
00:12:48: kommt, in dem die bestehende
00:12:50: regulatorisch gar nicht gilt, aber
00:12:52: die für die Regulatoren
00:12:53: Verantwortlichen genau hinschauen
00:12:54: dürfen. Was machen die Betrieben
00:12:55: dort? Wie gehen die mit Innovation
00:12:57: um? Dass wir dem Start up Umfeld
00:12:58: immer wieder gemacht, aber viel zu
00:13:00: wenig in Europa. Da haben uns
00:13:01: Südkorea, Singapur, Israel,
00:13:03: die USA, Kanada, andere
00:13:05: Länder rund um den Globus wirklich
00:13:07: mehrfach voraus.
00:13:08: Bei uns hat immer zuerst gefragt Was
00:13:10: kann das alles Negatives bewirken?
00:13:11: Wir sollten uns fragen Was kann das
00:13:13: alles Positives bewirken?
00:13:15: Also es ist diese berühmte
00:13:16: Perspektive. Ist das Glas halb voll
00:13:18: oder halb leer?
00:13:18: Definitiv. Und ich bin der Meinung,
00:13:20: wir hätten in Europa nach wie vor
00:13:21: die besseren Forscherinnen,
00:13:23: Forscher, die tollen Innovatoren.
00:13:24: Denn wir haben ganz tolle kreative
00:13:26: wirtschaftliche Netzwerke.
00:13:28: Nur denen muss man ein Trampolin
00:13:30: hinstellen, ihnen beim
00:13:31: Hineinspringen helfen, dann können
00:13:32: sie auch ordentlich abheben.
00:13:34: Es ist tatsächlich, wie Sie sagen,
00:13:35: so eine philosophische Frage Ist es
00:13:37: eher nach vorne und hinauf gerichtet
00:13:39: oder ist es mit Hemd, Hose,
00:13:41: Sicherheit? Drei Gurten, zweimal
00:13:43: noch einen Helm aufsetzen und
00:13:44: vielleicht auch noch sicherheitshalber
00:13:45: gar nicht aufstehen? Wir Dann kann
00:13:46: man nichts passieren oder mich
00:13:48: gar nicht aus dem Haus gehen.
00:13:49: In der Früh über Die Gefahr der Welt
00:13:51: ist zu groß, was da draußen auf
00:13:52: einen wartet.
00:13:53: Zu viel Safety First ist dann am
00:13:54: Ende auch nicht gut, wenn ich sie
00:13:55: richtig verstehe.
00:13:56: Auf alle Fälle.
00:13:57: Aber ist Europa durch diese vielen
00:13:58: multiplen Krisen wie jetzt zum
00:14:00: Beispiel die Ukrainekrise, die damit
00:14:01: einhergehende Energiekrise.
00:14:02: Wir könnten die Liste auch beliebig
00:14:04: weiter fortführen.
00:14:05: Ist Europa dadurch jetzt der
00:14:06: Pragmatismus verloren gegangen
00:14:08: oder müssen wir einfach nur die
00:14:09: Verantwortlichen wachrütteln?
00:14:12: Sie haben recht mit dem zweiten
00:14:13: Punkt als das Wachrütteln, glaube
00:14:14: ich, ein ganz, ganz wichtiger Aspekt
00:14:16: in der Folge eine Strategie wäre.
00:14:18: Ich möchte es am Beispiel des Green
00:14:19: Deals vielleicht leicht erläutern
00:14:21: Man sollte nicht den eigenen Ast
00:14:23: absägen, auf dem man sitzt.
00:14:25: Um das mit einfachen Worten zu
00:14:26: sagen. Die Idee zu sagen, Europa
00:14:27: kann da vorausgehen, halte ich für
00:14:29: super smart. 9/10
00:14:30: Wirtschaftsdelegationen, die aus dem
00:14:32: Ausland nach Österreich kommen,
00:14:33: interessieren sich genau für diese
00:14:35: Produktfelder, die wir haben.
00:14:36: All das, was in den Bereich Klima,
00:14:38: Umweltschutz hineinfällt
00:14:40: Naturschutz sind wir Weltmeister.
00:14:42: Wenn ich aber jetzt eine Regulatorien
00:14:44: schaffe, die de facto
00:14:46: behindert, dass ich diese Produkte
00:14:47: auch zu einem fairen Preis am
00:14:49: Weltmarkt verkaufen kann, dann
00:14:51: schneide ich mich doppelt ins eigene
00:14:52: Fleisch. Was meine ich damit?
00:14:53: Beim Stichwort Carbon Leakage
00:14:55: bedeutet, dass Betriebe aus
00:14:57: der Union auch aus Österreich
00:14:58: siedeln ab und produzieren
00:15:00: unter ökologisch schlechteren
00:15:02: Bedingungen woanders.
00:15:04: Schlecht für die Umwelt, dort ein
00:15:06: Wahnsinn für uns Aber Arbeitsplätze
00:15:07: verlieren. Besser sie produzieren
00:15:08: bei uns und ich explodiere
00:15:11: die. Sie Technologie in Länder,
00:15:12: wo es dann der Umwelt und dem Klima
00:15:14: besser geht und wo es uns damit auch
00:15:15: besser geht.
00:15:16: Es gibt ja den Begriff des
00:15:17: europäischen Geistes.
00:15:19: Wenn wir jetzt mal einen Blick nach
00:15:20: vorne werfen, Wenn Sie den
00:15:21: europäischen Wirtschaftsgeist der
00:15:23: Zukunft beschreiben müssten, wie
00:15:25: sehr der aus hoch innovativ.
00:15:27: Neugierig, kreativ,
00:15:30: sehr dynamisch,
00:15:32: wettbewerbsorientiert
00:15:34: und sehr technologie offen.
00:15:36: Und wie kommen wir dahin?
00:15:38: Indem wir genau versuchen, diese
00:15:39: wirtschaftlichen Grundwerte auch den
00:15:40: europäischen Spitzenpolitiker und
00:15:42: Spitzenpolitiker als attraktiv.
00:15:44: Sie haben Attraktivität am Anfang
00:15:45: angesprochen, als attraktiv zu
00:15:47: vermitteln, weil sie am Ende des
00:15:49: Tages in unserer europäischen DNA
00:15:50: stecken.
00:15:51: Wer nicht kreativ und innovativ ist,
00:15:53: bleibt über. Und wer nicht hoch
00:15:54: beweglich ist in der von Ihnen
00:15:55: richtig skizzierten, sehr,
00:15:57: sehr schwierig gewordenen globalen
00:15:59: Wettbewerbssituation, der bleibt
00:16:01: auch über.
00:16:02: Und jetzt der Gedanke
00:16:04: zum Mitnehmen.
00:16:06: Wir haben zum Abschluss jeder Folge
00:16:07: immer den sogenannten Gedanken zum
00:16:09: Mitnehmen. Über welche These, welche
00:16:11: Fragestellung oder auch welchen
00:16:12: Impuls sollen unsere Zuhörerinnen
00:16:13: und Zuhörer im Anschluss an diese
00:16:14: Folge einmal nachdenken?
00:16:15: Was möchten sie mitgeben?
00:16:17: Wie schafft es Europa
00:16:19: wieder, sich mehr den Kopf darüber
00:16:20: zerbrechen, dass man zuerst etwas
00:16:22: erarbeiten muss, was man nachher
00:16:24: verteilen kann?
00:16:25: Herr Dr. Mahrer, vielen Dank für das
00:16:26: Gespräch.
00:16:27: Vielen Dank für die Einladung und
00:16:28: alles Liebe aus Wien.
00:16:30: Und wir, liebe Zuhörerinnen und
00:16:31: hören uns kommende Woche wieder zu
00:16:32: einer neuen Folge.
00:16:33: So klingt Wirtschaft.
00:16:36: So klingt Wirtschaft.
00:16:37: Haben Sie Fragen, Kritik oder
00:16:39: Anmerkungen?
00:16:40: Dann schreiben Sie uns gerne an
00:16:42: Podcasted Handelsblatt Group
00:16:44: .com.
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